Korrosionsschutz beim Land Cruiser HZJ

Wie schon in der Einleitung erwähnt bestehen Zweifel an den bauseitigen Rostschutzmaßnahmen des Herstellers. Der HZJ ist äußerst robust gebaut, die Karosserie aber nicht in einem Maße gegen Korrosion geschützt, wie man das von heutigen Autos in unserer Region erwartet.

Es gibt viele Anbieter von „Hohlraumversiegelung“ oder „Unterbodenschutz“. Nach einigen gezielten Nachfragen war schnell klar, dass praktisch keine „normale“ Werkstatt Erfahrungen mit einem LKW-ähnlichen Gelände-Dinosaurier hat. Für jene gibt es ein paar Spezialisten, die sich jeweils auf bestimmte Verfahren und Produkte eingeschossen haben. Das ganze gleicht ein wenig einer Glaubensfrage, ähnlich wie der nach Mac oder PC, IOS oder Android, Grün- oder Schottergarten, … was auch immer. Wie in vielen Fällen haben wir am Ende eine Entscheidung getroffen, die auf einer Mischung aus technischem Gefühl und praktischen Erwägungen gründet. Ob sie gut war sehen wir sicher in den nächsten Jahren. Und das auch nur eingeschränkt, weil natürlich ein direkter Vergleich fehlt.

Um nicht zu sehr ins Detail zu gehen (es gibt reichlich Literatur zum Thema, sowie viele Beiträge in einschlägigen Onlineforen), sind hier nur ein paar Möglichkeiten genannt. Allen Maßnahmen sollte selbstverständlich eine gründliche Reinigung voraus gehen. Sehr häufig wird dazu das Strahlen mit Trockeneis empfohlen. Für mich eine aus dem Reparaturgeschäft großer Maschinen bekannte und bewährte, wenn auch relativ teure Methode. Unsere Elli hatte dies bereits hinter sich, weil wir schon vor dem Kauf ein einigermaßen gutes Bild des Zustands haben wollten.

Die erste Empfehlung für den Korrosionsschutz war Brantho Corrux, ein Farbauftrag in drei Schichten. Offenbar ein im Offshore-Bereich bewährtes Produkt, das dort bestimmt über jeden Zweifel erhaben ist. Hier bei diesem Einsatzfall fehlte mir gefühlsmäßig eine dauerhafte Flexibilität (Steinschlag, Abrieb durch Sand, …) und die gute Erreichbarkeit von Hohlräumen. BC braucht darüber hinaus rostfreie, gut zugängliche Flächen. Damit konnten wir nicht wirklich dienen.

Mike Sanders wird im Fahrzeugbereich deutlich häufiger genannt. Das hörte sich für mein Gefühl auch alles gut an. Hier kamen dann die praktischen Erwägungen ins Spiel: MS bleibt nach einigen Erfahrungsberichten dauerhaft klebrig und verschmutzt dadurch stark. Wir haben allerdings auch schlicht und einfach in vertretbarer Entfernung niemanden gefunden, der mit der Anwendung bereits nennenswerte Erfahrungen hatte. So konnten wir uns nicht ohne übermäßigen Aufwand eines besseren belehren lassen.

Alle Produkte auf Bitumenbasis haben wir ausgeschlossen. Sie verspröden mit der Zeit, und Unterrostungen sind nicht zu erkennen. Im Übrigen ist Bitumen ein Erdölprodukt, bei dem bezüglich der Umweltverträglichkeit einige Zweifel bestehen. Vermutlich nicht ohne Grund muss hier bei uns für die Entsorgung bei den Entsogungsbetrieben extra gezahlt werden.

Wir haben uns auch noch über einige weitere Produkte informiert. Um nur einige zu nennen: TimeMAX, Dinitrol, Liqui Moly, etc. Aus meiner Sicht alle mit einem vergleichbaren Konzept, teilweise direkt vergleichbare Wettbewerbsprodukte mit unterschiedlichen Namen. Auf ein paar „Geheimtipps“ sind wir natürlich auch gestoßen. Seilfett, Rhizinusöl, NATO-Mischung, …

Am Ende wurde es „Fluid Film“. Eine kleine Werkstatt nur 30km entfernt machte unter anderem aufgrund zahlreicher Referenzen einen sehr guten Eindruck, und wir haben einen Termin vereinbart. Das Material basiert auf Wollfett, ist lösemittelfrei (einige Wettbewerbsprodukte bestehen zu 90% daraus), sehr kriechfähig und nicht gesundheitsschädlich. Es wird in zwei Schichten aufgetragen. Fluid Film mit der Bezeichnung „AS-R 400“ wird als erste Schicht auf den Unterboden aufgetragen. Es ist dauerelastisch (auch bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts) und transparent. Natürlich klebt es dann auch, deshalb kommt eine zweite Schicht aus „Perma Film“ drauf. Das bleibt ebenfalls transparent, so dass man Unterrostungen erkennen kann. Sollte es vorzeitig rissig werden, kann es wiederum mit Fluid Film ausgebessert werden.

Die Hohlräume werden mit „Fluid Film Liquid AR“ behandelt. Das hat noch bessere Kriecheigenschaften und darf ruhig klebrig bleiben.

Unsere Elli wurde für einige Tage zur Behandlung in Mettmann bei Düsseldorf abgestellt. Eine gemeinsame Besichtigung auf der Hebebühne offenbarte gleich einige Stellen, die bei einer ersten schützenden Farbgebung direkt nach dem Trockeneisstrahlen nicht ordentlich beschichtet worden waren. Es wurde uns zugesichert, dass auch schwer zugängliche Stellen versorgt werden, bekannte Schwachstellen zum Teil sogar über neu eingebrachte Bohrungen, die anschließend mit Stopfen verschlossen werden. Verkleidungen und einige Anbauteile werden zur besseren Zugänglichkeit demontiert. Um dem Kunden die Sicherheit zu geben, dass alle Arbeiten sorgfältig ausgeführt wurden, bekommt man nach Abschluss der Versiegelung eine CD mit einer sehr umfangreichen Bilddokumentation. Wir fanden das alles ziemlich überzeugend, ein paar Bilder hänge ich noch an.

Was uns bereits im Vorfeld angekündigt wurde: das Material riecht einige Wochen auch im Innenraum gut wahrnehmbar (allerdings nicht besonders unangenehm, Stichwort Wollfett).

Eine Sichtkontrolle ist jährlich angeraten, bei außergewöhnlicher Belastung sicher häufiger. Eine Erneuerung sollte etwa alle 4 Jahre erfolgen, in den Hohlräumen alle 6 Jahre. Alles in allem bedeutet das Kosten von etwa € 25,- pro Monat.

Wie gesagt ist dies bei weitem keine Aufzählung die Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Es ist auch kein Vergleich unter wissenschaftlichen, ökonomischen, ökologischen oder sonstigen Erkenntnissen. Besser geht sicher immer, ist aber aufgrund der fehlenden direkten Vergleichbarkeit vermutlich auch eher eine Glaubensfrage.

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